Dinslaken, 10.07.2022. In der Kathrin-Türks-Halle in Dinslaken feierte Bezirksapostel Rainer Storck am Sonntag, 10.07.2022, mit mehr als 360 Gottesdienstteilnehmern einen Gottesdienst für alle Gemeinden des Kirchenbezirks Dinslaken.
Ihn begleiteten Apostel Stefan Pöschel, Bischof Michael Eberle und einige Bezirksvorsteher oder deren Stellvertreter aus benachbarten Kirchenbezirken. Es war der erste derartige Gottesdienst seit Beginn der Corona-Pandemie. In diesem Gottesdienst ordinierte er einen Diakon zum Priester und ernannte einen Priester zum stellvertretenden Gemeindevorsteher.
Die im letzten Jahr aufwendig renovierte Kathrin-Türks-Halle gab einen ehrwürdigen Rahmen für diesen Festgottesdienst. Auf der Bühne des Veranstaltungssaals war für diesen Gottesdienst ein mit Blumen reich geschmückter Altar ebenso wie ein Kreuz als christliches Symbol aufgebaut worden. Die Tontechniker hatten die Raumakustik auf die gottesdienstliche Atmosphäre mit einem gemischten Chor, einem Männerchor und instrumentalen Vorträgen (Fagott und Piano) sehr gut abgestimmt. Der Ordnungs- und Sanitätsdienst war organisiert und ab 9.00 Uhr wurde den Gottesdienstteilnehmern Einlass in die Halle gewährt, die sich zusehends füllte. Auch Horst Miltenberger, stellvertretender Bürgermeister der Stadt Dinslaken, hatte eine Einladung angenommen und nahm an dem Gottesdienst teil.
Hilfe kommt von Gott
Seine Predigt leitete der Bezirksapostel mit einer Auslegung des 121. Psalms ein und nahm damit Bezug auf den Liedvortrag des gemischten Chores "Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen, von welchen mir Hilfe kommt" (Chorbuch Nr. 206). Es sei in mancher Lebenssituation sehr schwierig, erläuterte er den Anwesenden, den Kopf und damit die Augen wirklich empor zu heben. Dies sei der Fall, wenn jemand beispielsweise bäuchlings flach auf dem Boden liege. Man komme nicht mehr vorwärts, habe die Steuerung über das eigene Leben verloren. Das sei ein innerer Zustand der Ohnmacht gegenüber den Einflüssen, Einwirkungen und Herausforderungen des Lebens. Es könne auch schwierig sein, wenn jemand in geduckter Haltung durchs Leben gehe und nur noch auf den nächsten Schicksalsschlag wartet, den Kopf und damit die Augen aufzuheben. Oder aber es sind solche, die durch Kummer und Leid in ihrem Leben gekrümmt wurden, wo es schwierig wird, sich aufzurichten. Im Wallfahrtslied des 121. Psalms fordere der Psalmist aber dazu auf, sich auf das Ziel zu konzentrieren. Das sei damals das Erreichen des Tempels und damit der Nähe Gottes und seiner Hilfe gewesen. So laute auch die Überschrift über dem 121. Psalm: Der treue Menschenhüter. Die Aufgabe sei heute, sich von den inneren Positionen und den Dingen zu lösen und zu dem treuen Menschenhüter aufzuschauen.
Gott ist da
Jetzt komme erst die Herausforderung, überraschte der Bezirksapostel die Anwesenden. Damals seien die Israeliten dieser Aufforderung ja auch gefolgt und scheinbar bewirkte das Aufschauen zu Gott keine sichtbare Hilfe. Darum gehe es in dem Bibelwort aus Psalm 115, 2.3 so der Bezirksapostel, und wandte sich dem Hauptthema in diesem Gottesdienst zu. Die damaligen Fragen der an Israel angrenzenden Völker, wo denn ihr Gott sei, warum man ihn nicht sehen könne, warum er nicht sichtbar helfe, würden in abgewandelter Form auch heute uns entgegengehalten. Es ist der unsichtbare, aber immer noch allmächtige und allgegenwärtige Gott, der wirkt. Er hätte auch gern einmal die Gotteserfahrung gemacht wie beispielsweise der Prophet Elia am Berg Horeb oder Mose auf dem Berg Sinai, als er die Gesetze empfangen hat, bekannte der Bezirksapostel. Diese Männer haben Gott gespürt, ihn gehört und mit ihm gesprochen.
Und so würde uns heute entgegengehalten, wo ist denn dein Gott? Warum tut er denn keine Wunder mehr wie früher, wie du das glaubst und wie es beschrieben ist? Warum erhört er nicht alle Deine Gebete? Oder schau dich mal um in der Welt, das Böse treibt dort sein Unwesen. Und niemand gebietet ihm Einhalt. Wenn es einen Gott gibt, warum schreitet er nicht ein? Für ihn selbst seien diese Fragen schnell beantwortet, erläuterte der Bezirksapostel:. Der Mensch sei mit seinem freien Willen für das, was auf dieser Erde im menschlichen Miteinander geschehe, selbst verantwortlich und nicht Gott. Der Mensch müsse entscheiden, ob er Böses oder Gutes tue.
Was nütze es dem Gläubigen heute, wenn er sich nach den Werten des Evangeliums in seinem Lebensalltag ausrichte. Offensichtlich komme man in unserer heutigen Gesellschaft mit einer Ellbogenmentalität und Egoismus weiter. Wo ist denn nun dein Gott? Im Psalm 115,2 gibt der Psalmist eine Antwort: Unser Gott ist im Himmel. Als Menschen müssten wir begreifen lernen, dass wir Gott mit unserem menschlichen Maßstäben und unserem Vorstellungsvermögen nicht erklären können. Schon der Prophet Jesaja hätte darauf hingewiesen (Jesaja 55,9). Wir können also nicht auf alles eine Antwort finden.
Heil für alle Menschen
Und dieser Gott kann schaffen, was ER will, aber er übe keine Willkür, erläuterte der Bezirksapostel. Gott habe Himmel und Erde geschaffen, auch den Menschen als sein Ebenbild, und er wolle mit den Menschen in seiner Schöpfung, im Paradies, Gemeinschaft machen. Diese Gemeinschaft sei vom Menschen mit seinem freien Willen durch die Hinwendung zum Bösen zerstört worden. Gott wolle aber diesen Zustand der Gemeinschaft wieder herstellen, ER liebe den Menschen immer noch, auch den Sünder, denn Gott ist Liebe, so der Bezirksapostel. ER sandte Jesus Christus, der sein Leben auf Golgatha opferte, wodurch Sünde vergeben werden kann und so eine Verbindung mit dem reinen und vollkommenen Gott wieder möglich wird.
Gott wolle den Menschen auch klarmachen, dass die irdische Schöpfung vergänglich sei. Und der Mensch arbeite ja noch auf vielen Ebenen daran, dass sie schneller vergeht als sie eigentlich soll. Gott erinnere damit daran, dass ER eine ewige, paradiesische und vollkommene Gemeinschaft mit der Seele des Menschen in der Zukunft anbiete. Das sei sein Wille. ER rücke von diesem Vorhaben nicht ab, übe keine Willkür. Sein universeller Heilswille umfasse alle Menschen gleich welcher Nation, Herkunft, Hautfarbe, Kultur, ob gut oder böse.
Gott ist persönlich erfahrbar
Jesus Christus, Gottes Sohn, hat sich als treuer Menschenhüter in seiner Erdenzeit der Menschen in ihren Verhältnissen angenommen, um ihnen zu helfen. Der Bezirksapostel führte die biblischen Beispiele der angeklagten Ehebrecherin an, die Jesus vor der Steinigung rettete, der verstoßenen Aussätzigen, die er heilte und damit in die menschliche Gemeinschaft zurückführte, der tief traurigen Witwe zu Nain, deren verstorbenen Sohn er zum Leben wiedererweckte. Das war der Wille Gottes und daran hat sich nichts geändert. Dieser Wille Gottes wird offenbart durch den Heiligen Geist in der Gemeinde. Unsere Aufgabe ist es, dass der Wille Gottes praktiziert wird, dass wir nach dem Willen Gottes leben. Den Willen Gottes durch das Wirken des Heiligen Geistes im Gottesdienst in unseren Herzen aufzunehmen, lässt uns erleben, dass Gott da ist, auch für einen jeden persönlich da ist. Unruhe, Neid, Enttäuschung, Unversöhnlichkeit und ähnliche Gefühlsregungen würden vermieden, wenn wir Gott in unserem Herzen mehr Raum gewähren, appellierte der Bezirksapostel abschließend an die Anwesenden.
Apostel Stefan Pöschel sprach in seinem Predigtbeitrag nochmals die Eingangsfrage an: wo ist dein Gott? Diese Frage könne aus zwei Perspektiven gestellt werden, zum einen eher herausfordernd oder provozierend. Häufig sei das noch nicht einmal der Mitmensch, der diese Frage stelle. Da sei man ja heute liberal und lässt jedem seinen Glauben. Es sei häufig unser sogenannter kleiner Mann im Ohr, der diese Frage stelle und den Glauben herausfordere. Man müsse um seinen Glauben kämpfen, das bedeute, das scheinbare Sein vor Augen mit dem zu vergleichen, was wirklich ist. Das müsse man erkennen und dürfe nicht ohne Antwort auf diese Frage bleiben. Die andere Perspektive ist die des Suchens, wo ich Gott finde, wo ich mich ihm öffnen, wo ich ihn wahrnehmen kann. Unsere Antwort auf diese Frage ist, dass wir den dreieinigen Gott in der Schöpfung finden können, nicht nur in der natürlichen Schöpfung, sondern vielmehr in der geistlichen Schöpfung, die ewig bestehen soll. Wir könnten Gott finden in Jesus Christus, der nicht nur einst auf Erden war, sondern auch heute der Grund und zugleich das Haupt der Gemeinde ist, deren Teil wir seien. Wir könnten Gott finden in der Feier des Heiligen Abendmahls, in Brot und Wein, und im Heiligen Geist, der als Gabe in unsere Seele gelegt ist. Er inspiriere uns in unserem Leben und gebe Antworten auf die Frage, wie man sich verhalten und was man tun solle. Darauf könnten wir uns verlassen, so der Apostel. Auf den Chorvortrag vor seinem Predigtteil eingehend verwies der Apostel darauf, dass damals Apostel Paulus das im Römerbrief treffend geschrieben habe, dass nichts uns von der Liebe Gottes scheiden könne. Nur wir selbst könnten uns von Gott scheiden. Er schloss seinen Predigtteil mit der Empfehlung, die Verbindung zu Gott immer zu suchen und ihm mehr und mehr Raum in unserem Leben zu geben.
Bischof Michael Eberle bereitete nach dem Wunsch des Bezirksapostels die Gläubigen in seinem Predigtbeitrag auf die Feier des Heiligen Abendmahls vor, nicht ohne zuvor zu bekennen, dass er das Privileg der ersten Christen, Jesus Christus persönlich unter sich zu haben, gern auch gehabt hätte. Jesus hätte nämlich den ersten Christen gesagt: Wer mich sieht, der sieht auch den Vater! Da wäre er gern dabei gewesen. Und Jesus hätte auch gesagt, dass er den Tröster, den Heiligen Geist, senden wolle, wenn er zum Vater gehe. Damit sei eine Kausalität entstanden von Gott, dem Vater, zu seinem Sohn Jesus Christus und weiter zum Wirken des Heiligen Geist, welches auch heute erlebbar sei in der Gemeinde, in Seelsorgegesprächen und schwierigen Lebenssituationen.
Ordination und Ernennung für die Gemeinde Wesel
Nach der Sündenvergebung und der Feier des Heiligen Abendmahls für die versammelte Gemeinde und für die Entschlafenen rief der Bezirksapostel den Priester Markus Arndt (46) und den Diakon Markus Naaz (43), beide aus der Gemeinde Wesel, an den Altar. Markus Arndt stammt ursprünglich aus Gelsenkirchen und gehört seit 2006 zur Gemeinde Wesel. Er diente der Gemeinde als Diakon seit 2010 und nach der Ordination durch Apostel Walter Schorr im Juni 2017 als Priester. Markus Naaz kam in 2013 nach Wesel und dient der Gemeinde als Diakon seit Oktober 2020. In seiner Ansprache an die beiden Amtsträger ging der Bezirksapostel auf den biblischen Bericht des Rangstreits, das Hierarchiegerangel, der Jünger damals ein (Markus 9,35) und verwies auf Jesu Antwort, dass der Erste unter ihnen der Letzte und euer aller Diener sein solle. Der Letzte sei nicht das Letzte, stellte der Bezirksapostel klar, mit dem man alles machen könne. Vielmehr soll das Vorbild Jesu, der nach eigener Aussage nicht gekommen sei, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen, der Maßstab sein. Das bedeute nicht, dass man seine Person aufgebe, aber das Evangelium beinhalte auch das Dienen in der Gemeinde, und zwar auch denen, mit denen man nicht gut klar kommt. Dazu gehörten auch jene, die nicht da sind, aber dennoch zur Gemeinde Wesel gehören. Nach dem Jawort der beiden Amtsträger zu dem neuen Amt bzw. der neuen Aufgabe ernannte der Bezirksapostel den Priester Arndt zum stellvertretenden Gemeindevorsteher und ordinierte Diakon Naaz zum Priester, beide für die Gemeinde Wesel.
Mit Gebet und Schlusssegen beendete der Bezirksapostel den Gottesdienst. Nach dem Gottesdienst ergab sich die Gelegenheit zu einem Gespräch zwischen Bezirksapostel Storck und Horst Miltenberger, dem stellvertretenden Bürgermeister der Stadt Dinslaken, der einer Einladung zu diesem Festgottesdienst gefolgt war.
© Bezirk Dinslaken